Karneval in den Vororten von Köln

Karneval in den Vororten von Köln
Nach dem Krieg veränderte sich die Bevölkerungsstruktur in Köln stark. Durch die fast vollständige Zerstörung der Innenstadt gewannen die Vororte als Wohnviertel stark an Bedeutung. Durch diese Umstrukturierung verlagerte sich auch der Karneval. Vor dem Krieg spielte er sich fast nur in der Altstadt ab. In den rasch wachsenden Vororten war kaum etwas vom Karneval zu spüren. Wer Karneval feiern wollte, kam in die Stadt.

Nach dem Krieg wurden zwar die Kappenfahrten am Karnevalsdienstag wieder aufgenommen, aber sie hatten sehr an Attraktivität verloren, dadurch dass die Pferde durch Autos ersetzt wurden. So hatte der Karnevalsdienstag nur noch wenig Bedeutung. Man erklärte ihn zum Tag der Kinder, um ihm wieder einen Inhalt zu geben.

Wirklich aufgewertet haben dann die Vororte und Stadtteile den Karnevalsdienstag durch die Vorortzüge. Schon vor dem Krieg hatte die Große Kalker Karnevalsgesellschaft statt der Kappenfahrt einen Karnevalszug am Dienstag durch Kalk ziehen lassen. 1952 ließ man diesen Brauch wieder aufleben. Thomas Liessem stellte für diesen Zug, der aus 16 Gruppen bestand, drei Wagen aus dem Rosenmontagszug zur Verfügung. 1953 zogen dann auch Dienstagszüge durch Deutz und Mülheim, die, wie es jetzt in allen Stadtteilen üblich ist, Wagen aus dem Rosenmontagszug mitführen durften. Das Beispiel machte schnell in anderen Stadtteilen Schule. Überall im Stadtgebiet veranstalten heute Vorortgesellschaften Karnevalszüge, die nicht mehr unbedingt auf den Dienstag festgelegt sind. Zu diesen Umzügen schließen sich Schulen, Veedelsgruppen und Stammtische mit den ansässigen Karnevalsgesellschaften zusammen. Die Züge, die die Probleme der Vororte persiflieren, werden immer größer und immer beliebter bei der Bevölkerung, besonders bei Familien mit kleinen Kindern. Die Atmosphäre ist persönlicher als beim Rosenmontagszug. Hier sind nicht so viele fremde Besucher, man feiert noch unter sich, und man kennt viele Zugteilnehmer. Das Amt für Kölnisches Volkstum hat 1953 in Verbindung mit den Kölner Lehrern den Gedanken vom Tag der Kinder aufgegriffen. Man veranstaltete 1954 erstmals in Ehrenfeld einen Schulzug am Karnevalsdienstag, an dem sich mehr als 2.000 Kinder beteiligten. Seitdem hat der Ehrenfelder Zug von Jahr zu Jahr an Bedeutung gewonnen. Heute beteiligen sich außer den Schulen auch Karnevalsgesellschaften und Veedelsvereine an diesem Zug. Einige Vororte haben ihr eigenes "Vorortdreigestirn", was keine sehr originelle Idee ist. Dreigestirne in Stadtteilen, die erst später im Zuge der Eingemeindung zu Köln gekommen sind, haben dagegen oft eine lange Tradition und sind fester Bestandteil des Stadtteils wie z.B. in Worringen, Rodenkirchen oder Porz.


(C) 2011 - Alle Rechte vorbehalten

Diese Seite drucken