Kamelle

"Kamelle, Kamelle" rufen die Kölner, wenn "de Zog kütt". Papier auf - Inhalt in den Mund - und weg mit dem Papier: Die gute alte Kamelle. Tausendfach gebrüllt - aber dennoch immer mehr verdrängt von Schokowaffeln, Kaustangen, Popkorn, Gummibärchen oder gar kleinen gelben Fußbällen. Trotzdem ruft man beim Zug immer noch Kamelle oder halt Strüssjer (für Blumen). Da fragt sich jeder Fremde der zum Zug kommt: Warum schmeißen die eigentlich Süßes? Warum heißt das hier Kamelle?

"Olle Kamellen" sind aber wiederum etwas ganz anderes: hierbei handelt es sich um "alte Kamillen", also überlagerte Heilpflanzen, denen der Apotheker nicht mehr die volle Wirkung unterstellt.

Der Begriff "Kamelle" ist eine Modifikation von "Karamelle". Daran erkennt man noch den Ursprung aus der klassischen Bonbonmacherei. Hier wird karamellisierter Zucker als Grundstoff für die Süßigkeiten benutzt.

Wieso werden auf Karnevalszügen "Kamelle" geworfen?
Der Ursprung könnte in der bevorstehenden Fastenzeit zu suchen sein. Vorher wurde noch mal kräftig kalorientechnisch hingelangt. Daraus könnte das exzessive Süßigkeitenverteilen entstanden sein.

Karamell (früher auch Karamell), in der Schweizer Standardsprache Caramel, bezeichnet bis zur Bräune (Maillard-Reaktion) erhitzten und beim Abkühlen fest gewordenen, "karamellisierten" Zucker. Derart behandelter Zucker hat bereits den karamelltypischen Geschmack, ist jedoch noch klar und sehr hart und deswegen als Süßigkeit kaum zu gebrauchen.

Oft wird der Zucker deshalb vorher mit Sahne vermischt, es entsteht der gelbbraune, trübe, sog. "Sahnekaramell", der als Rohmasse für Bonbons verwendet wird. Die Bezeichnungen Karamelle und Kamelle verweisen auch noch auf diesen Ursprung der Bonbonherstellung hin.

Häufig wird Karamell auch als Farbstoff in Lebensmitteln verwendet. Beispiele dafür sind Colagetränke oder Brote, deren dunkle Färbung einen hohen Vollkornanteil suggerieren soll.


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