Bohnenkönig

Der Bohnenkönig

Das Auslosen des Königs am Dreikönigstag für das Königsspiel geschah durch das Einbacken einer Bohne (Mandel, Erbse, Münze) in den Königskuchen; verschiedentlich wurden auch zwei Bohnenkerne eingebacken, wobei die schwarze Bohne den König und die weiße die Königin bestimmte. In Frankreich, wo es diesen Brauch auch gab, hieß der Kuchen Galette du Roi. Anderswo wurde der König durch Auslosen bestimmt; es wurden Losbriefe ausgestellt, sogenannte Königsbriefe. Der König musste - zu einem späteren Zeitpunkt - ein Königsessen ausrichten. Das Königsspiel war in Europa weit verbreitet. In England nannte es sich „Lord of Misrule” (Herr der Unordnung und des Unfugs) oder Bohnenkönig mit der „Königin Markfett”.

Der Bohnenkönig ernannte einen ganzen närrischen Hofstaat (z. B. Rat, Sekretär, Arzt, Mundschenk, Vorschneider, Diener, Sänger, Musikant, Koch, Hofnarr) und feierte mit diesem das Bohnenfest oder Königsspiel. Wenn der König trank, mussten alle rufen: „Der König trinkt”. Dieses Satz wurde geradezu zum Synonym für dieses Spiel, das bis zur Mitternacht dauerte und von jedem verlangte, dass er seine Rolle durchspielte. In den Niederlanden wurde jeder, dem beim Spiel ein Fehler unterlief, mit einem schwarzen Strich ins Gesicht gekennzeichnet. Narrenreiche dieser Art sind zu Demonstrationszwecken auf Zeit eingerichtete Gegenreiche zum „Reich Gottes”, dem himmlischen Jerusalem. In und an ihnen soll gezeigt werden, dass die civitas diaboli, das Reich des Bösen, instabil, unfriedlich und destruktiv ist. Die mittelalterliche Fastnacht errichtete beim Dreikönigsfest oder Bohnenfest dieses Narrenreich des Bohnenkönigs im privaten Bereich für einen Tag oder einen Festabend. Es ist durch zeitgenössische bildliche Darstellungen, vor allem durch die des Jan Steen, überliefert. Dieses „Reich auf Zeit” des närrischen Bohnenkönigs mit seinem unechten Hofstaat und den leiblichen Genüssen erhält aber bereits die wesentlichen Elemente, die der Karneval im 19. Jahrhundert in gewandelter Form wieder aufnahm. Auch der Termin des alten Bohnenfestes wirkt bis heute nach: Als Karnevalssession oder als Zeit für Karnevalssitzungen und Maskenbälle gilt die Zeit von Dreikönige (6. Januar) an.

In manchen Gegenden trat der Bohnenkönig außerhalb des familiären Königspiels einmal auch öffentlich auf: Am Montag nach Epiphanie (verlorener, verschworener Montag, Frauenmontag, Pflugmontag, engl. Ploughmonday), Auftakt der Frühjahrsfeldarbeit oder „Aufräumtag” nach den Festtagen, wurden die vergangenen Festtage mit einem Dorffest beschlossen, bei dem der Bohnenkönig und die Bohnenkönigin Ehrenplätze einnahmen und den Tanz eröffneten.

Auszug:Dreikönige, Königskuchen und Bohnenfest
Quelle: www.Brauchtum.de
Verantwortlich für den Inhalt:Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti


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